Inzwischen ist schon viel Kritisches über Smartphones, Computer, Netzwerke etc. geschrieben worden. Was man allerdings gelegentlich vermisst, sind die Vorschläge für die Leitplanken, die es zu dieskutieren gälte und die tatsächlich nötig sind, wollen wir nicht irgendwann zum zappelnden Anhängsel einer allgegenwärtigen, sich selbst steuernden und vielleicht sogar reproduzierenden Netzwelt werden. Hierzulande wie auch in den meisten anderen Ländern wird sich vorwiegend darum gekümmert, ja nicht den Zug zu verpassen.
Dass es hier im letzten Kapitel Anregungen liefert, ist für Fachleute die stärkste Seite des Bandes „Leben auf Autopilot“ von Gerd Pfitzenmaier. Denn der Rest dürfte gerade dem fachkundigen Leser wenig Neues bringen, und manches finde ich persönlich auch nicht auf dem allerneiesten Stand. Wenn Pfitzenmaier beispielsweise die riesigen Netzbelastungen durch ein voll ausgebildetes Internet der Dinge beschreibt, aber kein Wort über die zwar langsam, aber doch mit viel Druck vorangetriebene Arbeit an 5G-Netzen nicht erwähnt, die genau dies leisten sollen, dann erfährt der Leser etwas Wichtiges nicht. Und das ist schade.
Im Schlusskapitel des gut 140 Seiten starken Bändchens des für seinen kritischen Geist bekannten Ökom-Verlages kommt die österreichische Wirtschaftsinformatik-Professorin Sarah Spiekermann zu Wort, die sich mit dem Thema Ethik der Informationsgesellschaft und des Programmierend beschäftigt. Sie fordert eine Ausrichtung aller Programmieraktivitäten und Programme an folgenden, für unsere Welt- und Menschenanschauung wohl zentralen Werten: Freiheit (der Mensch soll das letze Wort haben), Wahrheit (Menschen sollen erfahren, was wirklich passiert, also z.B. verstehen, welche Logik die Algorithmen verfolgen), Gesundheit (Computer dürfen uns nicht krank machen), Liebe (Technik Nähe ersetzen nicht Emotion), Privatsphäre (jeder braucht ungestörte Müomente), Würde (Maschinen müssen Respekt vor uns haben). Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen, und wie der Autor, Gerd Pfitzenmaier, der übrigens ein Internet-Portal zu ökologischen Themen betreibt, das in Anlehnung an Spiekermann begründet, ist durchaus lesenswert. Auch die umfangreichen Quellenhinweise stammen übrigens weitgehend aus dem Web, was belegt, das Pfitzenmaier kein kompromissloser Radikalkritiker ist.

Gerd Pfitzenmaier: Leben auf Autopilot. Warum wir der Digitalisierung nicht blind vertrauen sollten. Oekom-Verlag München 2016. Broschiert, 142 Seiten, ausführliches Quellenverzeichnis. ISBN 9-78385-8181433, 12,95 Euro